Betriebliches Gesundheitsmanagement

Beim betrieblichen Gesundheitsmanagement geht es darum, dass Unternehmen die Gesundheit der Mitarbeiter mit Maßnahmen und Arbeitsprozessen gezielt fördern.

Das betriebliche Gesundheitsmanagement umfasst eine Reihe an Maßnahmen, die darauf abzielen, die Gesundheit und damit die Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern zu steigern. Für einen einheitlichen Standard gibt die DIN SPEC 91020 Leitlinien vor. Danach müssen Unternehmen für ein gelungenes Gesundheitsmanagement sowohl die physische als auch die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter im Blick haben.

Definition betrieb­liches Gesundheitsmanagement

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) ist das systematische und nachhaltige Bemühen, gesundheitsfördernde Strukturen und Prozesse in Unternehmen zu gestalten. Es hat das Ziel, eine motivierte und gesunde Belegschaft zu fördern. Dies geschieht durch die Schaffung von entsprechenden Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz und durch die Motivation der Mitarbeiter, ihre eigene Gesundheit zu verbessern. Das Gesundheitsmanagement in Unternehmen erstreckt sich unter anderem

       
  • auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz,
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  • auf das berufliche Eingliederungsmanagement (BEM),
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  • das Personalmanagement sowie
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  • die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF).
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Die gesundheitsfördernden Maßnahmen haben das Ziel, die Gesundheit und die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter zu steigern sowie Fehlzeiten zu reduzieren. BGM-Maßnahmen sind beispielsweise Gesundheitsanalysen, Programme zur Führungskräfteentwicklung, betriebliche Gesundheitstage sowie Firmen-Fitness-Programme.

Leitlinien für ein erfolgreiches Gesundheitsmanagement

Die Standards für das betriebliche Gesundheitsmanagement formuliert die DIN SPEC 91020. Sie hat das Ziel, Standards für ein funktionierendes Gesundheitsmanagement in Unternehmen zu setzen –unabhängig von Branchen, Betriebsarten und von der Betriebsgröße. Das betriebliche Gesundheitsmanagement nach DIN SPEC setzt die Bereitschaft von Unternehmenvoraus, gesundheitliche Aspekte in betriebliche Prozesse und Strukturen zu integrieren. Das bedeutet, dass die Entscheidungs- und Leistungsebenen bereit sein müssen, die Unternehmens- und Führungskultur in Bezug auf den Gesundheitsgedanken gegebenenfalls neu zu justieren.

Gemäß DIN SPEC 91020 ist die betriebliche Gesundheitspolitik als eine Art Verfassung zu verstehen, die Orientierung beim Aufbau der Struktur für das Gesundheitsmanagement bietet und diese Anforderungen an Unternehmen stellt:

       
  • In einem ersten Schritt werden gesundheitliche Chancen und Risiken ermittelt und analysiert, um aus den Ergebnissen Maßnahmen abzuleiten und diese in Bezug auf ihre Wirksamkeit zu prüfen.
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  • Danach geht es darum, die beteiligten Personen entsprechend zu qualifizieren und ein neues Bewusstsein für Gesundheit im Betrieb zu schaffen.
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  • Unter Berücksichtigung sämtlicher betrieblicher Prozesse werden dann Maßnahmen und Vorgehensweisen festgelegt, mit denen man die definierten gesundheitlichen Ziele erreichen möchte.
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  • Der Management-Kreislauf des BGM schließt sich durch die Evaluation des betrieblichen Gesundheitsmanagements, deren Ergebnisse dazu dienen, Korrekturen und Anpassungen abzuleiten und umzusetzen.
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Die Ziele des BGM kann man erreichen, wenn man das betriebliche Gesundheitsmanagement nach den Prinzipien Partizipation, Integration, Ganzheitlichkeit und Projektmanagement gestaltet:

       
  • Partizipation  bedeutet, dass man alle Mitarbeiter am Prozess der Gesundheitsförderung beteiligt.
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  • Durch die Integration berücksichtigt man die Förderung der Gesundheit in allen Unternehmensbereichen.
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  • Die Ganzheitlichkeit stellt einen umfassende Gesundheitsschutz in allen Bereichen sicher – im Arbeitsschutz, beim Personalmanagement sowie in Bezug auf das betriebliche Eingliederungsmanagement und die Gesundheitsförderung.
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  • Das Projektmanagement stellt sicher, dass alle Maßnahmen auf die spezifischen Bedürfnisse der Mitarbeiter ausgerichtet sind.
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Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements – die Arbeitsplatzgestaltung

Gesundheitsmanagement in Unternehmen umfasst auch dieErgonomie am Arbeitsplatz. Zentraler Bestandteil des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist deshalb die Anpassung der Arbeitsmittel an die biologischen Eigenschaften des Menschen. Dazu gehören neben Computern, Bildschirmen und Maschinen auch die Arbeitsumgebung sowie der Arbeitsplatz inklusive Büromöbeln. Ziel ist eine optimale Anpassung der Arbeit an die Fähigkeiten und Eigenschaften des arbeitenden Menschen. Neben der Gesunderhaltung und Steigerung der Leistungsfähigkeit unter Berücksichtigung der Arbeitssicherheit kann man mithilfe der Ergonomie am Arbeitsplatz auch wirtschaftliche Ziele verfolgen: Je optimaler Arbeitsplätze und Arbeitsabläufe gestaltet sind, umso reibungsloser und kosteneffizienter können Mitarbeiter die Arbeit verrichten.

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Quelle: duchnprz/Pixabay      

Unternehmen, die Ergonomie dagegen nicht berücksichtigen, können dagegen nicht das volle Potential ihrer Mitarbeiter ausschöpfen. Nach Auskunft von Arbeitsmedizinern kann unter schlechten ergonomischen Bedingungen lediglich 50-70 % der normalen Leistungsfähigkeit abrufen. Zusätzlich kommt es in solchen Firmen oft zu Rücken-, Gelenk- und Muskelbeschwerden, die zu häufigen Krankheitstagen der Mitarbeiter führen. Selbst kleine Änderungen zeigen daher bereits große Wirkung, zum Beispiel die abwechselnde Nutzung von Schreibtisch und Stehpult. Die ergonomischeArbeitsplatzgestaltungbietet daneben weitere Vorteile: Dazu gehört neben einer besseren Effizienz und Produktivität eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit. Weniger krankheitsbedingte Fehltage erlauben außerdem eine effektivere und kostengünstigere Mitarbeiterplanung.

Aufgaben und Ziele des betrieblichen Gesundheitsmanagements

Vorrangige Aufgabe des BGM ist die betriebliche Gesundheitsförderung, die auf den Schutz der Gesundheit der Mitarbeiter im betrieblichen Alltag abzielt. Neben der Prävention geht es auch darum, das Bewusstsein von Unternehmen und Mitarbeitern für die Wichtigkeit der Gesundheit als wesentliche Grundlage für Leistung und persönliches Wohlbefinden zu steigern. In dieser Funktion ist das betriebliche Gesundheitsmanagement ein wichtiger Bestandteil der wirtschaftlichen und sozialen Sicherheit jedes Unternehmens. Das Gesundheitsmanagement in Unternehmen hat jedoch nicht das Ziel, körperliche und psychische Störungen zu beseitigen oder gar Persönlichkeitsstrukturen zu verändern.

Das betriebliche Gesundheitsmanagement gliedert sich in unterschiedliche Bereiche mit jeweils unterschiedlichen Zielen:  

       
  • Der Arbeits- und Gesundheitsschutz zielt darauf ab, Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten zu vermeiden. Er schützt die Mitarbeiter vor Risiken und das Unternehmen vor zu hohen Kosten.
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  • Gleiches gilt für das berufliche Eingliederungsmanagement, das hilft, Arbeitsunfähigkeit und Fehlzeiten zu reduzieren und chronisch kranke Mitarbeiter wieder zu integrieren.
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  • Im Bereich des Personalmanagements führen BGM-Maßnahmen zu Veränderungen in der Personalstrategie sowie bei der Organisations- und Personalentwicklung.
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  • Die betriebliche Gesundheitsförderung konzentriert sich auf die Förderung der Gesundheit der Mitarbeiter durch eine gezielte Schulung und Präventionsmaßnahmen.
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Voraussetzungen für ein funktionierendes betriebliches Gesundheitsmanagement

Betriebliches Gesundheitsmanagement kann nur funktionieren, wenn man die Eigenverantwortung der Mitarbeiter fördert und sie so bereit sind, die betrieblichen Maßnahmen für ihre Gesundheit in Anspruch zu nehmen. Um das Bewusstsein der Mitarbeiter zu wecken, ist die Vermittlung von Wissen ein wichtiger Teil des BGM. Informationen über den Schutz der eigenen Gesundheit im betrieblichen Umfeld verändern die individuelle Einstellung positiv, schaffen ein neues Körperbewusstsein und bedingen eine Verhaltensänderung in Bezug auf die Gesundheit. Bei derImplementierung eines BGM-Konzeptsin bestehende Unternehmensstrukturen sind zudem die dargestellten Prinzipien – Partizipation, Ganzheitlichkeit, Integration und Projektmanagement – die tragenden Säulen eines nachhaltigen und effektiven Gesundheitsmanagements.

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Quelle: rawpixel/Unsplash      

Betriebliches Gesundheitsmanagement und betriebliche Gesundheitsförderung unterscheiden

Das betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und die betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) werden oftmals synonym verwendet, obwohl es große Unterschiede zwischen den Begriffen gibt. Die BGF ist ein essenzieller Bestandteil beziehungsweise ein Teilbereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Der Ansatz des BGM wiederum geht weit über einzelne gesundheitsfördernde Maßnahmen hinaus: Es ist das große Ganze und fasst Aktivitäten zur Verbesserung von Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz, Gesundheitsförderung und Gesundheitsschutz sowie Maßnahmen des betrieblichen Eingliederungsmanagements zusammen. Beim BGM werden mithilfe von Managementinstrumenten nachhaltige Strukturen entwickelt und Prozesse angestoßen, um die Gesundheit im Unternehmen zu fördern und zu implementieren.      

Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung steht dagegen die aktive Förderung der Gesundheit der Mitarbeiter im Fokus. Ziel ist es, die persönlichen Ressourcen der Mitarbeiter zu stärken und Belastungen zu senken. Dies geschieht durch die Anpassung der Arbeitsbedingungen, des Arbeitsklimas und der Organisation an individuelle Verhaltensweisen. Typische Handlungsfelder der BGF sind unter anderem Entspannung, Stressbewältigung, Bewegung, Ernährung und Suchtprävention.