Sounds Good

Wenn Mitarbeiter über Konzentrationsschwäche, Stress oder Müdigkeit klagen, wird das häufig mit mangelnder Leistungsbereitschaft gleichgesetzt. Doch die Ursachen können viel tiefgründiger sein.

Wenn der Kollege laut telefoniert, über zwei Tische hinweg gesprochen wird oder der Sitznachbar laut in die Tasten haut, kann im Open-Space-Büro schnell eine Belastung durch Lautstärke entstehen. Auf lange Sicht kann das massive negative Folgen für Mitarbeiter und Unternehmen mit sich bringen. Damit das Konzept Open Space überhaupt funktionieren kann, sind durchdachte Akustiklösungen unerlässlich.

Das Großraumbüro fördert zwar die Kommunikation und Kollaboration, hat aber einen entscheidenden Nachteil: die Lautstärke. Sie sorgt nicht nur für eine Einschränkung der Produktivität und des Leistungsvermögens, sondern kann sogar gesundheitliche Folgen haben. In Akustiklösungen zu investieren, lohnt sich in jedem Fall. Selbst kleinste Veränderungen machen einen Unterschied und sorgen für eine gesunde und produktive Arbeitsatmosphäre.

Die Akustik ist die Lehre vom Schall – von dessen Entstehung, dessen Ausbreitung von einer Quelle zum Empfänger sowie dessen Übermittlung, Wahrnehmung und Wirkung. Besonders relevant ist die Akustik bei der Erforschung und Minderung von Lärm. Menschen empfinden eine konstante Lautstärke von etwa 65 Dezibel (dB) bereits als störend. Tatsächlich misst man bei einer Unterhaltung in normaler Lautstärke oft schon 63 dB.

Für den optimalen “akustischen Schutz” muss zuerst eine strategische Linie in Bezug auf die Platzierung entwickelt werden, der gefolgt wird. Dies gilt vor allem bei Open-Space-Büros. Gibt es schon Kommunikationsregeln im Büro? Etwa speziell eingerichtete Räume für Telefonate, Räume ohne “akustische Grenzen” oder aber Rückzugsorte für die Privatsphäre, eigene Ruhe oder Deep-Work?  

Störfaktoren
Musik, Telefonate, Gespräche oder lautes Lachen tragen definitiv dazu bei, eine unangenehme Atmosphäre am Arbeitsplatz zu kreieren. Und das hört leider hier nicht auf. Dazu kommen noch Straßenlärm, Bürogeräte (Drucker, Aktenvernichter, Maus-Klicks, Hardware u.s.w.) und vieles mehr.

Materialien:
Es gibt viele Vorteile bei der Auswahl passender Materialien und Stoffe:

  • keine wiederkehrenden Kosten;
  • visuell sehr attraktiv;
  • hohe Funktionalität und gleichzeitig ästhetische Wirkung;
  • einfache Platzierung vor allem auf großen Flächen;
  • keine Extra-Arbeit erforderlich

Wie die Akustik im Büro optimiert werden kann und welche Lösungen sich dafür eignen, darüber haben wir mit Anna Wadle von Müller-BBM gesprochen. Sie ist dort im Bereich der bauphysikalischen Gesamtberatung tätig.

Welche Faktoren beeinflussen die Büroakustik? An welchen Stellschrauben kann gedreht werden?

Foto: Anna Wadle
ANNA WADLE
Müller-BBM GmbH  

ANNA WADLE:

Die Büroakustik besteht zwar aus der Bau- und Raumakustik, aber insbesondere aus einem funktionierenden Zonierungskonzept. Man sollte unterschiedliche Kommunikationszonen zur Verfügung stellen, unterschiedliche Bereiche für Tätigkeitsfelder, für Gruppenarbeiten etc. Die weichen Faktoren wie Verhaltensregeln, ein gelungenes Change Management, beeinflussen praktisch die Büroakustik genauso wie die harten Faktoren in Form von baulichen Maßnahmen oder Möblierung. Die Verteilung von schallabsorbierenden undschallschirmenden Flächen und Elementen im Büroist dann abhängig von der geplanten Zonierung auszulegen.Kommunikationsintensive Bereiche wie Besprechungsräumesind dabei aber anders zu bewerten wie Bereiche, wo man sich stärker konzentrieren muss. Wenn möglich, sollten solche unterschiedlichen Bereiche auch räumlich abgetrennt werden.

Kann man einen Raum auch über optimieren?

ANNA WADLE:

Ein ganz klares Ja von mir. Vielleicht als Beispiel wieder die Open-Space-Bereiche. Da ist es natürlich wichtig, dass man eine ausreichende Bedämpfung sicherstellt. Aber man darf natürlich die Nachhallzeit nicht zu kurz machen, das heißt den Raum überbedämpfen. Denn mit so einer sehr kurzen Nachhallzeit steigt wiederum die Sprachverständlichkeit. Es wirkt also sehr störend. Ein weiteres Beispiel wären Besprechungsräume oder Einzelbüros. Auch hier sollte man darauf achten, dass man nicht zu stark bedämpft, weil sich das eben häufig als unbehaglich herausstellt. Man fühlt sich dann nicht mehr akustisch wohl, man hat das Gefühl, als hätte man Druck auf den Ohren. Das heißt, man braucht so ein bisschen Ausgewogenheit, zum Beispiel im Bereich der Raumbedämpfung.

Wie sollte der Prozess der Akustikoptimierung ablaufen?

Foto: skyther5 von GettyImages/Unsplash

ANNA WADLE:

Da kann man vielleicht unterscheiden, ob es sich um eine Neuplanung handelt oder ob es ein bestehendes Büro ist. Bei der Neuplanung empfehlen wir, dass die Akustiker:innen schon so früh wie möglich mit einbezogen werden, um ein auf die geplante Nutzung abgestimmtes Konzept zu erstellen. Als Akustiker:in spricht man mit dem Bauherrn oder auch den Nutzern und stimmt die erforderlichen raum- und bauakustischen Qualitäten ab. Dann erarbeitet man zusammen im Planungsteam ein Konzept.

Bei bestehenden Büroräumen ist es sinnvoll, in einem ersten Schritt eine Begehung zu machen mit einer messtechnischen Bestandsaufnahme, um die akustische Situation objektiv beurteilen zu können. Es gibt Richtlinien und Normen, an denen man sich orientiert, und entsprechend dieser kann man dann die ermittelten Kenngrößen einordnen. Auf Grundlage der Messergebnisse werden dann zielgerichtet Verbesserungsmaßnahmen vorgeschlagen und ausgearbeitet.